Kavallerietruppengattungen in der kaiserlich-königlichen Armee im Jahre 1809


1. Kürassiere
Die Kürassiere haben sich aus den geharnischten Rittern des Mittelalters entwickelt. Sie waren seit etwa der Mitte des 16.Jhd.die schwere Schlachtenreiterei, durchwegs auf großrahmigen Pferden berittene gepanzerte Reiterei - auch die Reiter waren in der Regel größer und stärker als die der leichten Reiterei. In Österreich trugen die Kürassiere nach den Vorschriften 1765/71 einen geschwärzten Brustkürass ohne Rückenteil. Die Rückenkürasse waren zwar in den Zeughäusern vorhanden, aber nur in den Türkenkriegen kam noch der komplette Kürass zum Einsatz,  bis dieser 1860 in der österreichischen Armee auch noch abgeschafft wurde (1).
Bewaffnet waren die Kürassiere durchwegs mit dem Pallasch, einem schweren Stoßdegen mit breiter Klinge und einem eisernen Handschutz. Zudem führte jeder Kürassier zwei Vorderladerpistolen in den Pistolentaschen der Pferderüstung mit sich. Eine beschränkte Anzahl von Reitern je Eskadron war mit Kavalleriekarabinern ausgestattet.
Den Kürassieren blieb als Nachfahren der „edlen Ritter“ immer ein besonderes Flair. Sie galten als die Elite der Kavallerie und wurden auch als die letzen Ritter bezeichnet.
Ihre taktische  Aufgabe bestand in der  schlachtentscheidenden geschlossenen, alles niedermalmenden Kavallerieattacke („Schock“ (4)) - sowohl gegen gegnerische Kavallerie jeglicher Gattung als auch gegen fliehende, stehende oder angreifende Infanteriemassen; weiters auch als Sperrangriffsformation in letzter Konsequenz, wenn die eigene Armee vom Schlachtfeld floh und von der feindlichen Reiterei verfolgt wurde.


2.   Dragoner, auch als „ mittelschwere“ Reiterei klassifiziert:
"Nicht Mensch nicht Vieh, aufs Pferd gesetzte Infanterie": der altbekannte Spruch bringt es auf den Punkt: ursprünglich handelte es sich um Infanterieeinheiten, welche beritten gemacht wurden, um schnelle Truppenverlegungen am Schlachtfeld durchführen zu können. Nach und nach entwickelten sich die Dragoner durchwegs zur Mehrzweckkavallerie.
Auf genügend großen Pferden beritten, um auch dem Zusammenprall mit Kürassieren standzuhalten, wurden sie im Laufe der Zeit zur reinen Kavallerietruppe.
Bewaffnet waren die Dragoner ebenso wie die Kürassiere mit dem Pallasch, zwei Pistolen und einer kürzeren Muskete bzw. einem Kavalleriekarabiner.
Taktische Aufgaben: Aufklärungs- und Patrouillendienste, Vorpostengefechte, Infanterieunterstützung im abgesessenen Feuerkampf, konnten aber auch Attacken reiten. Sie waren recht vielfältig einzusetzen.


3. Ulanen - mittelschwere Lanzenreiter
Diese Reitergattung lässt sich in ihrem Ursprung bis in das 14. Jahrhundert zurück verfolgen, wo sie sich im Osten des heutigen Polen als Abwehrtruppe gegen die Tartareneinfälle entwickelte. Ulanenregimenter wurden nach polnischem Vorbild  auch in den übrigen europäischen Heeren aufgestellt, wobei man sogar die ursprünglich stark an die polnische Nationaltracht angelehnte eigentümliche Uniform übernahm:  Die typische Kopfbedeckung mit dem viereckigen Oberteil („Czapka“), den Waffenrock mit Plastron (= breiter Stoffbesatz auf der Brust) und 2 Knopfreihen („Ulanka“) und die „polnischen Aufschläge“ an den Ärmeln (nach oben in eine Spitze auslaufend und in dieser ein einzelner Knopf). 
Die Bewaffnung bestand neben Säbel und Pistolen aus der Lanze oder Pike. Im Schock (4) und bei der Verfolgung flüchtender Reiter und Infanteristen gefürchtet, stellte die Lanze jedoch im  Nahkampf einen Nachteil dar und war zudem schwerer zu handhaben als Säbel und Pallasch.
Pferde: Warmblüter im mittelgroßen Rahmen.
Die Ulanen wurden in einigen Ländern zur leichten Reiterei gezählt, anderswo eher der schweren Reiterei zugeordnet.
Taktische Aufgaben: Aufklärung, Vorpostengefechte, geschlossene Kavallerieattacken gegen Infanterie und Kavallerie


4. Husaren - leichte (ungarische) Reiterei
„Ihre Geschichte begann im 14. Jhd. auf dem Balkan... Die Völker Südeuropas hatten damals schon viele Jahrzehnte gegen die Osmanen gekämpft, und in diesen Kämpfen wuchs ein Soldatenstand heran, der die Kampfweise der leichten türkischen Reiterei erlernt hatte und auch anzuwenden wusste. Sie übernahmen deren Bewaffnung, Waffengebräuche und gesamte Mentalität. Wilde, ungezügelte Soldaten, gelegentlich gemeine Wegelagerer waren diese leichten Reiter, in nichts unterschieden sie sich von ihren sengenden und brennenden türkischen Ebenbildern und Feinden“ (2). Aus diesen kreuz und quer stürmisch herumstreifenden freien Soldatenhaufen,  deren Kampfart kaum an Regeln  gebunden war (was unter den damals gegebenn Umständen ja gerade ihr Vorteil war) entwickelten sich im Laufe der Zeit  wohlorganisierte, ausgebildete und an militärische Disziplin gewöhnte reguläre Soldatenregimenter, denen jedoch das Flair des Kühnen und Unerschrockenen weiter geblieben ist (siehe die Redensarten „Husarenstück“ oder „Husarenstreich“ für ein besonders verwegenes, waghalsiges Unternehmen).
So wurden die Husaren zum Inbegriff der leichten Reiterei schlechthin - mit den reichen Verschnürungen an ihren Uniformen wurde diese Reitergattung ausgehend von Ungarn zum Vorbild für jegliche leichte Reiterei Europas.
Die Bewaffnung bestand aus einem Husarensäbel, zwei Pistolen und einem Kavalleriekarabiner.
Pferde: leichte, wendige und schnelle Warmblüter und Araber
Taktische Aufgaben: „Kleiner Krieg“ : Auskundschaften des Feindes, Patrouillen , Vorposten- und Nachhutgefechte, Kurierdienste zwischen Armeeteilen, Befehlsüberbringung, Bewachungen, Fouragieren etc.;  „Raids“ :das sind  schnelle Überfallsattacken im feindlichen Hinterland, Störung der feindlichen Nachschubs- und Verbindungslinien.
Nur im Notfall wurden sie auch in der Schlachtenreiterei eingesetzt, ein Beispiel dafür liegt aus der Schlacht bei Aspern (1809) vor: „Ohne Scheu vor den Harnischen und den stärkeren Pferden ihrer Gegner attackierten sie, warfen diese über den Haufen und retteten so ein hart bedrängtes Infanterieregiment“ (3).

5. Cheveauxleger (auch: Cheveauleger) - leichte (deutsche) Reiterei (1):
auf leichten, schnellen und wendigen Pferden beritten, stellten sie in Österreich das aus der nichtungarischen Bevölkerung rekrutierte Gegenstück zu den Husaren dar. Die Uniformierung war mit der der Dragoner grundsätzlich  ident, allerdings gab es ein Charakteristikum, indem die  Waffenröcke bei einigen Regimentern zeitweise in dunklem Grün gehalten waren.
Bewaffnet waren die Cheveauxlegers ebenfalls mit dem Pallasch, zwei Pistolen und einem Kavalleriekarabiner.
Pferde: schnelle leichtere Warmblüter und Araber (in Österreich Shagya-Araber)
Taktische Aufgaben: Ähnlich den Husaren. Aufklärung, Patrouillen, Vorposten- und Nachhutgefechte, Kurierdienste zwischen Armeeteilen, Befehlsüberbringung, Bewachungen etc.  „Kleiner Krieg“ -  Raids: Überfälle im feindlichen Hinterland, Störung der Nachschubs und Verbindungslinien; nur im Notfall wurden sie auch in der Schlachtenreiterei eingesetzt (Einsatz als „leichte Dragoner“) , wo sie aufgrund der kleineren und leichteren Pferde v.a. beim Schock (4) gegenüber der schweren Reiterei im Nachteil waren.

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