Errichtung des Regiments und Rekrutierungsräume

Die kriegerischen Verwicklungen mit Frankreich bedingten eine Aufstellung sowie Vergrößerung der Armee in Deutschland. Unter den sieben damals für die kaiserlich-habsburgische Armee neu errichteten Regimentern, vier Infanterie- und drei Kürassierregimenter, befand sich auch das mit Patent Kaiser Leopolds I. vom 22.12. 1672 errichtete  Kürassierregiment  „Caraffa-Cürassiere“, benannt nach seinem Gründer und ersten Inhaber, Obrist Antonio Graf von Caraffa, Kämmerer von Kaiser Leopold I.

Das Regiment wurde wahrscheinlich in Westfalen rekrutiert. Dies geht aus einer schriftlichen Quelle („Theatrum Europaeum“ 1 a) hervor, wonach drei kaiserliche Reiterregimenter in Westfalen geworben wurden, „allwo die aus Flandern herübergekommene hispanische vom Dienst entlassene Soldatesca gräßliche Greuelthaten verübte und die pauern schindete und preßte, jedoch nachdem alles durch die Gurgel gejaget und verludert war, allsbald kayserlich Handgeld zu den in Westphalen geworbenen Reiterregimentern nahm“ (1). In dem durch den Dreißigjährigen Krieg auf drei Fünftel seiner ursprünglichen Bewohner gesunkenen Deutschland war es nicht leicht, genügend Mannschaft für die neuen Regimenter zu rekrutieren und so kamen diese entlassenen Soldaten, welche wenigstens schon mit dem Kriegsdienst vertraut waren,  wohl gerade recht. Zusätzlich trachteten die Landstände im Zuge der Werbung auch danach, „zunächst einmal alle unliebsamen Elemente loszuwerden, nahmen Landstreicher fest, um sie an die Regimenter als Rekruten abzuschieben, oder öffneten gar die Zuchthäuser“ (11).

Aus dem Originaltext der Bestallungsurkunde:

....Bekhennen öffentlich und thuen Kundt zu wissen menniglichen, daß Wir dem Wohlgebornen Unßerm Cämmerer, unter dem Rabattaischen Regiment bestelten Obrist Leütenandten und lieben getreüen Antonio graven von Caraffa, in Erwegung dessen Uns bekhanten eyfers, auch treue Devotion, und auf daß sonderbare gnädigste vertrauen, so Wir in seine Persohn gestelt haben, ein Regiment zu Pferd von Zehn Compagnien zu erwerben gnädigst aufgetragen, welches Regiment in nachfolgender an Zahl bestehen solle, nemblich der Stab bestehet in Zwölff Persohnen
 
Dem Obristen                             Proviantmaister
Obrist Leütenandt                       Adjutanten
Obrist Wachtmaister                  Wagenmaister
Regiments Schultheiß                Regiments Quartiermayster
Regiments Caplan                      Profoß sambt seiner Leuthe
Regiments Secretari                   Hörpaukher

So dann Zehn prima plana*. Jede in Eilff Persohnen. Nemblich dem
   Rittmaister            Fourier                   Trompetter
Leutenandt           Musterschreyber     Schmidt
   Cornet                  Veldscheerr            Plattner (Kürassschmied)
   Wachtmaister       Sattler                                  Zusammen  11 Mann

      Und bei Zehn prima plana . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 Mann
Bei jeder Compagnia drey Corporal  . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    30 Mann
Jede Compagnia fünf Und sibenzig Einspänninger starkh
   thut auf Zehn Compagnia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .      750 Mann
Sambt dem prima plana Und Corporal . . . . . . . . . . . . . . . . .    890 Mann


  





 

Das Regiment war zunächst für den Einsatz in Deutschland vorgesehen. Die im Osten der Monarchie heranwachsenden Ereignisse – Aufstände in Ungarn gegen das Regime der Habsburger und Einfälle der Osmanen – machten jedoch die Verwendung der Caraffa-Kürassiere ganz woanders nötig als bei der Errichtung geplant war.

Weitere Rekrutierungsräume waren in späterer Folge:
von 1781 an rekrutierte sich das Reg. aus Ober- und Niederösterreich, wobei es schon
seit 1800 einen Teil der Rekruten aus Böhmen erhielt.
seit 1817 ergänzte es sich aus Böhmen
seit 1889 ergänzte das Regiment seinen Personalbestand aus dem Bereich des VIII. Korps (Militär-Territorialbezirk Prag) 

Ab dem Jahr
1798 führte das Reg. als Kürassierregiment die Nr. 2
1867 wurde das Reg. unter Beibehaltung seiner Nummer zum Böhmischen Dragonerregiment Nr. 2 übersetzt, welches bis 1918 bestehen blieb.

Adjustierung des Regimentes

Als Kürassierregiment Nr. 2
1738: weißer Rock, rote Aufschläge (Egalisierung*)
1765: weißer Rock, schwarze Egalisierung*, weiße Hosen, weiße Knöpfe
1798: weißer Rock, schwarze Egalisierung*, weiße Hosen, weiße Knöpfe
1850: weißer Waffenrock, schwarze Egalisierung*, lichtblaue Pantalons*, weiße (blankmetallene) Knöpfe

Als Dragonerregiment Nr. 2
1867/68 (Zeitpunkt der großen Heeresreform nach der Niederlage gegen Preußen bei Königgrätz):
lichtblauer Waffenrock, schwarze Egalisierung, krapprote* Stiefelhose, weiße Knöpfe

In der kaiserlich-österreichischen Armee gab es zur Zeit der Napoleonischen Kriege acht Kürassier-Regimenter, jedes mit ca. 970 Mann und ca. 1.000 Pferden zu je sechs Eskadronen. Von unserem Kavallerieverein wird das Kürassierregiment Nr. 2 wie es im Jahre 1809 bestand, dargestellt. Der Regimentsinhaber war zu dieser Zeit Erzherzog Franz von Este, dessen Name das Regiment insgesamt 57 lang Jahre trug (von 1789 bis 1846).
Die letzten Kürassier-Einheiten wurden in den 1860er Jahren aufgelöst, „unser“ Regiment wurde dabei in das „Dragonerregiment Nr. 2 Eduard Graf Paar“ übergeführt, welches wir laut Stand um das Jahr 1900 ebenfalls bei entsprechenden Gelegenheiten  darstellen (Generaloberst Eduard Graf Paar war Generaladjutant des Kaisers Franz Josef).

 

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